Heimreise – Das Ende.
Nach dem Aufenthalt in Kasachstan und Kirgisistan ging es wieder zurück in meine temporäre Heimat nach Rustaveli in Tbilisi. Am Flughafen holte mich mein liebgewonnener georgischer Kumpel ab, bei dem ich temporär im Mai bis August Teil der Familie sein durfte. Allerdings ging es nicht allein zurück in Zentrum Tbilisis, sondern mit meiner Schwester und meiner Mutter, jene besuchten mich für 5 Tage in Georgien.
Gemeinsam mit Teilen meiner Familie als auch der meines nativen Kumpels verbrachten wir den letzten gemeinsamen Abend. Mit typischen georgischen Gerichten wie Lobio, Khinkali, Khachapuri und Sulguni und traditionellem georgischem Wein und Cha Cha erzählten wir von der vergangenen gemeinsamen Zeit.
Das Ziel für meine Schwester und Mutter war Batumi, von der Stadt am schwarzen Meer flogen sie zurück in die Heimat. Auf dem Weg nach Batumi fuhren wir über Gori, Kutaisi und Martvili wo wir uns Attraktionen ansahen. Natürlich war auch diese Zeit von Zwischenfällen gezeichnet, so kam es zu dem Schockerlebnis, dass ich nicht mehr bremsen konnte, da das Bremspedal scheinbar widerstandslos nach unten gedrückt werden konnte. Dementsprechend mussten wir langsam mithilfe der Motorbremse und schlussendlich der mechanischen Handbremse anhalten. Alles halb so wild, da es weder abschüssig noch voll war. Schuld für den Ausfall des Bremssystems war ein Radbremszylinder, der zu heiß geworden war, da ich mit halbangezogener Handbremse gefahren bin.
Nach dem Abkühlen des Zylinders ging es wieder und das System leckte nicht. Wir fuhren zu einem Stausee nahe Kutaisi, wo wir nächtigten. Meine Familienteile haben wieder Ersatzteile aus Deutschland mitgebracht, welche für meinen georgischen Kumpel bestimmt waren. Darunter auch besagter Radbremszylinder. Er schickte mir jenen und einen gebrauchten Kühler via Marschrutka (Kleinbustaxis) nach Kutaisi, wo ich die Bauteile in Empfang nahm. Der Kühler war relevant, da mein Auto seit dem Iran gut warm wird, was wohl an den noch dichten, aber 32 Jahre alten Wasserkühler lag. Auf der Reise durch die Türkei wollte ich ihn austauschen.
Die Zeit mit meiner Teilfamilie war schön und das Wetter war die Tage bis zur Zeit in Batumi herrlich warm. Ich fuhr dann allein weiter durch die Türkei nach Bulgarien. Die Fähre, die ich erst von Poti nach Burgas nehmen wollte, war im Vergleich mit 450 USD zu teuer und hätte mich gleichviel Zeit gekostet.
In der Türkei traf ich erneut die Freundin, die ich im Dezember auf der Hinreise in Ankara getroffen habe, wir fuhren gemeinsam über Izmir nach Istanbul. Vorher verabschiedete sich allerdings ein Radlager das ich in Samsun auf einem Parkplatz tauschte. Das eigentlich im Juni neu eingebaute war von minderer Qualität und dadurch kam es so schnell zum Ausfall.
In Izmir ließ ich den Kühler und die Wasserpumpe samt Sensor tauschen (Bauteile wurden aus Deutschland mitgebracht). In der Küstenstadt am Mittelmeer verweilten wir dementsprechend einen Tag, bis es nach Istanbul ging, dort trennten sich unsere Wege.
Auf dem Weg nach Bulgarien kam es ein bis zweimal zu Problemen des Anlassers, sodass das Auto nicht direkt startete. Genau das Problem trat auch direkt an der bulgarischen Grenze auf. Bei dem chaotischen Grenzübergang sprang das Auto nach 3-stündiger Wartezeit buchstäblich 15 m vor dem Grenzposten nicht mehr an. Der Grenzübergang war natürlich einspurig, sodass ich wie ein Korken die Zufahrt blockierte. Ein schneller Check zeigte, dass die Batterie genug Spannung hatte es also der Anlasser war. Ein Soldat wollte mir helfen, wusste aber auch keine Lösung. Also fragte ich einen Bulgarier vor mir, ob er mich abschleppen könnte über die Grenze. Natürlich sprachen wir nicht wirklich, da ich nicht Bulgarisch kann, und er konnte kein Deutsch oder Englisch. So zug er mich erst aus der Türkei und dann nach Bulgarien, wo ich von verschiedene Beamten gefragt wurde, was das Problem ist. Durch demonstrieren des Zündschlosses war allen die Misere klar. Ziemlich komisch allein über Zoll und Grenzkontrollen gezogen zu werden. Ebenso wurde das Auto in einem Container abgekärchert mit Desinfektionsmittel, was der Bekämpfung des Corona-Virus dienen soll, fragwürdig, ob das wirklich hilft.
Nach den Grenzkontrollen war es leicht abschüssig, sodass ich das Auto anrollen lassen und mit eingelegtem dritten Gang starten konnte.
In Burgas traf ich eine Freundin, mit der ich dann bis nach Deutschland unterwegs war. In der Küstenstadt waren viele Deutsche Touristen, es war komisch, wieder auf Gebiet der Europäischen Union zu sein, aber ich fühlte mich sicher und wusste, ab jetzt wird alles einfacher. Den Anlasser baute ich aus und ließ ihn in einer darauf spezialisierten Werkstatt revidieren. Danach lief das Auto bis nach Hause reibungslos.
Wir fuhren über Bulgarien, Serbien, Bosnien-Herzegovina (BiH), Kroatien, Ungarn, Österreich nach Deutschland. Wettertechnisch hab ich ein viel heißeres, trockenes Klima erwartet, doch durch die hohen Regionen in Bulgarien und Serbien war es wirklich angenehm, teilweise sogar frisch. Insgesamt reisten wir 3,5 Wochen durch Südost-Europa.
In Bulgarien fuhren wir einen Feldweg entlang, um zu einem See zu kommen, wo wir 2 Tage verweilen wollten. Uns kamen mehrere Autos entgegen, was für diese Art von Straße untypisch schien. Ein älterer Herr versuchte uns auf Bulgarisch zu erklären, dass das Fest dort hinten vorbei sei. Er gab uns Zigaretten, Bier und Samagon (Selbstgebrannten), da er es nicht mehr brauche. Durch die Russisch Kenntnisse meiner Begleiterin konnten wir im Nachhinein, nachdem wir an einem Festplatz mitten im nirgendwo vorbei gefahren sind, verstehen, was er wollte. Den Samagon haben wir nicht getrunken, da man, sofern er nicht richtig hergestellt wurde, erblinden kann.
In Serbien fuhren wir nicht nach Belgrad, sondern blieben südlich der Hauptstadt, um in diverse Nationalparks zu fahren und an Seen zu stehen. Die letzte Stadt war Zlatibor, ein aufblühendes Skigebiet, das sehr touristisch ist, aber auch recht schön. Dort ging es nach Visegrád wo wir an einem alten Thermalbad übernachteten. Das Bad war noch in Betrieb, allerdings gab es dort keine wie zu erwartenden Banja, also ein russisches Dampfbad, da diese geschlossen wurde.
Wir fuhren auch nach Srebrenica, einem kleinen Ort im Nordosten BiHs. Dort kam es im Juli 1995 zum größten Genozid innerhalb Europas nach dem zweiten Weltkrieg. Über 8.000 Muslime wurden dort systematisch ermordet. Bis zu diesem Zeitpunkt hab ich davon noch nie etwas bewusst gehört. Da wir auch in Sarajevo verweilten, beschäftigten wir uns intensiver mit den Kriegen im ehem. Jugoslawien nach dem Fall der Sowjetunion. Viele Spuren sind in der Hauptstadt zu sehen. Ebenso wusste ich nicht, dass das Land von anhaltenden tiefgehenden Spannungen gelähmt ist, da ein großer Teil des Territoriums dem Gliedstaat Republik Srpska angehört, welche pro Serbisch ist und deren Regierung den Genozid leugnen oder kleinreden. Die De-Facto Hauptstadt der Entität ist Banja Luca, welche wir auf dem Weg nach Ungarn durchquerten.
Trotz der kriegerischen Konflikte in den 1990er-Jahren und obwohl Serbien und BiH nicht Teil der Europäischen Union sind, war ich sehr überrascht, wie gut ausgebaut und wohlhabend die Landesteile sind, durch die wir gefahren sind. Alle Länder sind definitiv eine Reise wert und von Westlichen weitestgehend unberührt. Entgegen meiner Erwartung haben wir bis Ungarn keine zentral-europäischen Camper gesehen.
In Ungarn am Balaton, wo wir 3 Tage verbrachten, waren viele Deutsche mit riesigen Wohnmobilen aufzufinden. Wir hatten jedoch Glück, an einem Strandstück zu stehen, das aufgrund der Nebensaison bereits geschlossen war, wo nicht viel los war und die sanitären Anlagen noch nicht geschlossen waren.
Anschließend fuhren wir über Wien nach Leipzig, wo ich noch Freunde besuchte.
Somit endete meine ca. 11-monatige Reise Ende September 2022 wieder am Startpunkt wo ich von meiner Familie glücklich empfangen wurde. Zwischenzeitlich dachte ich nicht, dass ich mit dem Auto nach Hause komme, aber irgendwie ließ sich alles lösen.
Ich muss retrospektiv sagen, dass mir die Reise, auf der ich in 21 Ländern war, viel gegeben hat, mich aber auch forderte. Rückblickend waren es allerdings extrem viele verschiedene Eindrücke. Am Ende wäre es besser gewesen, etwas weniger zu sehen und mehr Zeit in Vor- als auch Nachbereitung von Ländern, Attraktionen und Geschichten zu investieren. So waren Wandern und Eisklettern in der Türkei, Lehren in Nepal, Couchsurfen in Indien, UAZ fahren in Kirgistan, Leben in Georgien und den Iran im Hochsommer entdecken extrem variabel und dadurch einfach etwas zu viel. Trotzdem würde ich keine Erfahrung missen wollen und freue mich auf einen geregelten Alltag und neuen geistigen Input im Masterstudium.
Ich denke, das wird nicht die letzte große Reise gewesen sein. Der UAZ-Buchanka hat es mir irgendwie angetan … Mal sehen vielleicht wird das ein neues Projekt um dann den Nordosten mehr zu erkunden, um vielleicht doch auf dem Landweg nach Kasachstan zu gelangen. Am Ende ist es allerdings egal, wie man womit wohin kommt, was zählt sind die Erfahrungen mit den Menschen, die man macht. Schöne Natur, Gebäude, Szenerien sind umso besser, wenn man die Erfahrung teilt.
Eine kleine Zusammenfassung der Reise ist hier zu lesen.
Das letzte Video.
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