Woche 8 – Omikron, oh Omikron

Veröffentlicht von busjesus am

Georgien – Türkei (Kars – Van)

Wir begaben uns auf dem Weg in Richtung Türkei, da wir das neue Jahr in Kars, einer mittelgroßen Stadt im Osten der Türkei, verbringen wollten. Auf dem Weg fuhren wir durch Gori, die Stadt, aus der Joseph Stalin stammt. 5 Fahrminuten davon entfernt liegt die ehemalige Stadt Uplistsikhe, ein circa 4000 Jahre alter Ort, in dem man immer noch die in den Stein gemeißelten Gebäude erahnen kann. Dort lernten wir einen Neuseeländer kennen, der Weinbau im Rheingau studiert und wegen des besonderen Weins in diese Region gekommen ist.

Gemütlich begaben wir uns in Richtung der Valve-Grenze, im Süden Georgiens, dabei kampierten wir in der Stadt Borjomi, in der es Nachts auch wieder knackig kalt war. Da die Standheizung nachts nicht lief, war es üblich, dass das Trinkwasser am nächsten Morgen gefroren war, sodass wir erst mal das Eis schmelzen mussten.

Die winterliche Stadt Borjomi

Der Grenzübergang war natürlich wieder Mals wegen der Covid-19-Pandemie für den touristischen Verkehr geschlossen und wir mussten den uns bekannten Übergang am Schwarzen Meer benutzen. Es gab eine Straße, die dort ohne Umwege hinführte, allerdings war die eigentlich als Landstraße ausgeschriebene Verbindung nur einspurig und total vereist. Später haben wir rausgefunden, dass es selbst mit Allrad schwierig gewesen wäre, dort langzufahren, da es viele Steigungen auf dem Weg gab, die nur mit Stollenreifen gemeistert werden können.

Dementsprechend durften wir die 6 h Fahrt auf uns nehmen, um noch vor der Schließung der Grenze in die Türkei zu kommen. Es war schließlich der Silvesterabend und wir haben uns nun das Ziel gesetzt, das neue Jahr in dem Restaurant zu verbringen, vor dem wir die letzte Nacht in der Türkei verbracht haben. Die Grenze sollte um 20 Uhr schließen, allerdings war nicht angegeben, nach welcher Zeit, da zwischen der Türkei und Georgien eine Stunde Zeitversatz ist. Durch Stau und Schneetreiben waren wir erst um 22 Uhr georgischer Zeit an der Grenze. Zu unserer Überraschung war sie jedoch noch offen und wir konnten passieren, sodass wir um 21 Uhr am bekannten Restaurant ankamen und an der Silvesterveranstaltung mit türkischer Livemusik teilnehmen konnten.

Silvesterabend mit Livemusik

Im neuen Jahr machten wir uns weiter auf dem Weg Richtung Südosten, da wir trotz offiziellem Reisestopp probieren wollten, in den Iran zu kommen. Der Reisestopp sollte dazu dienen, der Ausbreitung der Omikron-Variante entgegenzuwirken. Auf dem Weg durch das Landesinnere der Türkei nahmen die sporadischen Kontrollen durch Polizei und Militär zu. Ebenso stieg auch die Präsenz von Artillerie. Die Region ab Kars war von der ethnischen Minderheit der Kurden besiedelt. Viele Menschen, die wir in dieser Region kennenlernen durften, sprechen Kurdisch, Türkisch und teilweise durch die Nähe zum Iran auch Farsi. Wir fühlten uns zu keinem Zeitpunkt unsicher oder bedroht.

Der Weg war von Schnee gezeichnet

Um die Grenze zum Iran zu passieren, mussten wir einen Negativ-PCR-Test vorweisen, den wir uns in Kars im Uniklinikum besorgten. Die Region, in der wir uns dort bewegten, war kontinental und circa 1.600 m hoch, daher war es hier auch recht kalt, was uns später noch zum Verhängnis wurde. Die Stadt war als wir abends ankamen vom Qualm der Kohleöfen durchzogen. Fast alle Häuser heizen hier mit dem fossilen Brennstoff, was man nicht nur sah, sondern auch roch.

Wir versuchten nach der Nacht in der Stadt Doğubayazıt den größten, aber auch chaotischsten iranischen Grenzübergang zu nutzen. Dort gibt es viele sogenannte Fixer, also Personen, die helfen wollen, den Bürokratiekram zu erledigen und auch eine Versicherung zu verkaufen. Wir erhofften uns auch ohne diese dubiose Hilfe zurechtzukommen. Allerdings war alles sehr unstrukturiert und nichts ausgeschildert, da man zu verschieden Gebäuden muss, um Visa, Pass und carnet de passage abgestempelt zu bekommen. Nach einiger Zeit haben wir trotz der Hilfe eines solchen Fixers und dem Gespräch mit einem iranischen Offiziellen eine Absage bekommen.

Am nächsten Tag wollten wir es bei der 150 km südlicheren Grenze probieren, da der PCR Test noch Gültigkeit hatte. Allerdings wurde aus dem Plan nichts am nächsten Morgen den zweiten Versuch zu starten.

Wir standen in der -20 Grad kalten Nacht nahe einer Schule. Das Auto sprang recht schlecht an und wurde wieder mal ziemlich schnell heiß. Auf dem Weg wurde schnell klar, dass es wahrscheinlich wieder der Kühler war, der von mir mit unzureichend Frostschutzmittel versehen wurde. Wir mussten auf dem Weg Richtung Zentrum der Stadt Özlap mehrere Male anhalten, da die Kühlflüssigkeitstemperatur zu hoch war. Ein gepanzerter Streifenwagen der Polizei hielt an und die beiden Polizisten fragten uns was das Problem sei. Sie waren eigentlich auf dem Weg zur Schule, da wir dort illegalerweise gestanden haben 😀

Der Stellplatz neben der Schule

Nach der Erläuterung dass wir aus Deutschland kommen und in den Iran wollen haben sie uns freundlicher weise zur Werkstatt eskortiert, da ich nur sehr langsam fahren wollte, um den Motor nicht unnötig zu belasten (im Video unten bei 1:17 min zu sehen). Bei der Werkstatt wurde der Kühler ausgebaut, da ich vermutete, dass er die erneute Strapaze nicht unbeschadet überstanden hat. Zum Glück war das nicht der Fall. Nachdem der Kühlradiator am Werkstattofen aufgetaut ist, konnte das nun lose Eis entfernt werden und auch in den Leitungen wurde das quasi crushed-Eis beseitigt. Nachdem alles mit vernünftigen Kühlmittel aufgefüllt wurde, dürfte das Problem in Zukunft nicht mehr auftreten.

Wieder mal waren die Menschen sehr freundlich und offen, natürlich waren wir zahlende Kunden, aber trotzdem schien das nicht der einzige Grund für diese Offenheit zu sein. Wir haben mit den Mechanikern zusammen gespeist und ihnen auch etwas geholfen, der Polizist, der etwas Englisch konnte, hat uns anschließend bei der Preisverhandlung geholfen.

Wir fuhren anschließend zur Grenze die kleiner und aufgeräumter war. Leider wurden wir auch hier enttäuscht und konnten nicht passiern. Wir unternahmen diese schier aussichtslosen Versuche, da wir von Touristen gehört haben, die trotz Reisestopp ins Land kamen.

Folgend rollten wir nach Van, eine Stadt am Van-See, dem größten Soda-See der Welt. Dort standen wir für zwei Nächte direkt am Wasser. In Van verbrachten wir einen Tag. Am Samstag sollte der iranische Reisebann eigentlich aufgehoben oder verlängert werden, daher werden wir uns in der Nähe der iranischen Grenze aufhalten. Wir wollen in den nächsten Tagen ein kleines nahegelegenes Skigebiet aufsuchen und evtl. mal wieder in einem beheizten Haus schlafen.

Der Stellplatz am Van-See
Die Stadt Van
Van-Castle

Alles bleibt leider weiterhin ungewiss…

Kategorien: Blog

1 Kommentar

Christian Kalies · Januar 9, 2022 um 5:36 pm

Hallo,
ich lese mit großem Interesse regelmäßig deinen Blog.
Ich wünsche euch weiterhin einen schöne Reise.
Grüße Christian

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