Freiwilligenarbeit in technischer Schule
Ein Grund für mich, nach Nepal zu reisen, war es dort durch Freiwilligenarbeit etwas tiefer in ein bestimmtes Themenfeld einzutauchen und auch etwas zu helfen, sofern man das als Hilfe bezeichnen kann.
Es gibt viele Organisationen, die das dort anbieten und dafür natürlich auch Geld verlangen. Ebenso gibt es sogar Unternehmen, die eine Unterkunft bei einer Familie vermitteln und dafür eine vergleichsweise hohe Summe verlangen. Ich durfte mehrere Freiwillige kennenlernen, die das so gemacht haben.
Wenn ich ohne Entlohnung meine Zeit und Fähigkeiten zur Verfügung stelle, dann wollte ich gern umsonst wohnen und ggf. auch Essen dürfen wie es bei größeren Plattformen wie workaway oder WWOOF üblich ist.
Durch den Kontakt zu einem Maschinenbau Ingenieur vor Ort konnte ich einen Kontakt zu einer staatlichen Schule herstellen. Die Schule ist wie ein Ausbildungszentrum aufgestellt und bildet weitestgehend Kfz-Mechaniker aus.
Jene Schule liegt 40 km östlich von Kathmandu. Dort gibt es verschieden andauernde Ausbildungsprogramme: 1,5 2 oder 3 Jahre. Zudem werden dort Weiterbildungen und Fahrstunden angeboten.
Nach der Kontaktaufnahme besuchte ich die Schule, um mir ein Bild davon zu machen. Ich wurde vom Direktor etwas rumgeführt und er erklärte mir die verschiedenen Ausbildungsprogramme. Auf die Frage, was ich machen kann, meinte ich, dass ich wo immer auch helfen kann, sei es unterrichten, vorbereiten oder reparieren. Ich könne als Gegenleistung auch auf dem Gelände schlafen. In einem Bürohaus gäbe es einen Raum mit Bett und daneben ein Bad. Essen könne mir nicht gestellt werden, da das Ministerium dafür kein Geld bewilligen wird. Eine Mahlzeit in der Kantine koste auch nur ca. 60 Ct.
Später hab ich die benötigten Dokumente wie Lebenslauf, Zeugnisse und Motivationsschreiben an die Schule geschickt. Im März hab ich dann dort angefangen- und schließlich bis Ende April gearbeitet.
Es war mir selbst überlassen, wie ich die Arbeit dort gestaltete. Anfangs hospitierte ich ein paar Unterrichtsstunden. Später habe ich eine Drehmaschine repariert, die seit 2 Jahren stillsteht. Durch Unwissenheit eines Lehrers ist ein Zahnrad komplett zerstört worden, da er im vollen Lauf der Maschine den Rückwärtsgang eingelegt hat.
Ich habe viel Zeit darin investiert, die Maschine zu warten und zu optimieren. So ist an der Maschine nur ein Vierbackenfutter vorgesehen, was das Einspannen eines runden Halbzeugs erschwert, da das Bauteil vermessen werden muss, da sich das Vierbackenfutter nicht automatisch zentriert. Glücklicherweise gab es im Lager ein altes kleines 3-Backenfutter, welches komfortabler zu benutzen ist. Leider gab es keine Aufnahme für dieses Futter, also hab ich diese selbst hergestellt. Ebenso gab es auch keine Drehwerkzeuge, also wurden jene ebenso aus Rohlingen gefertigt.
Nachdem die Maschine benutzbar und einigermaßen sicher war, habe ich Arbeitsmaterialien erstellt und mehrfach die Woche an ihr unterrichtet. Zu Beginn einer Klasse, die ich eine Woche lang 5 h pro Tag betreute, wurden erst die theoretischen Grundlagen und Sicherheitsrisiken vermittelt und zum Schluss wurde praktisch operiert. Des Weiteren haben wir verschiedene Autos, die der Schule gespendet wurden, zum Laufen gebracht oder es zumindest intensiv versucht.
Neben dem Lehren an und mit der Drehmaschine sollte ich das Layout der Hauptwerkstatt überarbeiten und meines Erachtens nach fehlende Maschinen und Werkzeuge ergänzen.
Dazu hab ich die verschiedenen Rahmenlehrpläne der Ausbildungsprogramme analysiert und danach die Maschinen und Arbeitsplätze ausgerichtet.
Da ich auf dem Schulgelände gelebt habe und jene Bildungseinrichtung von 6:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet war, gab es immer viel Trubel auf dem Gelände. Abgesehen von den Unterrichtseinheiten konnte ich mir die Arbeit selber einteilen. So arbeitete ich pro Tag ca. 6 h und oftmals hab ich dann bis 17:00 Uhr eigene Projekte an der Maschine verfolgt. Die nepalesische Arbeitswoche geht 6 Tage, da Sonntag kein freier Tag ist.
Trotzdessen hab ich die Freizeit genutzt, um die Gegend zu erkunden oder nach Kathmandu zu fahren, um dort Freunde zu besuchen.
Die Arbeit an der Schule hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es war schön, das gelernte Wissen und die Fähigkeiten anzuwenden und zu teilen. Trotz der Sprachbarriere gelang das Erklären mit einfachem Englisch, Skizzen und Aufschreiben der technischen Bezeichnungen recht gut.
Das Kollegium hat mich gut integriert und wir waren mehrfach gemeinsam abends Essen, was man wahrscheinlich als teambildende Maßnahme bezeichnen kann.
Der technische und bildungsorientierte Standard ist natürlich weitaus geringer als der in deutschen Ausbildungszentren. Ebenso ist die Arbeitsmoral, Organisation und Struktur anders und weniger effizient als in Deutschland. Dadurch ist der gesamte – Ablauf und der Stand der Absolventen nicht mit unserem zu vergleichen. Die Praxis formt die Schüler allerdings ungemein. Ich durfte hier ein paar begnadete Handwerker kennenlernen.
Am letzten Tag hab ich meine Erkenntnisse, Verbesserungsvorschläge und das Layout präsentiert.
Auch durch die Verabschiedung und das offizielle Geschenk von der staatlichen Einrichtung hab ich meine Arbeit und Zeit als wertgeschätzt empfunden. Zwei Wochen nach der Beendigung meiner Tätigkeit sah ich in den sozialen Medien eine offizielle Ausschreibung für diverse Maurerarbeiten, die sich auf die Hauptwerkstatt beziehen. Dementsprechend wird bereits etwas von meiner Konzeption umgesetzt.
Ich bin sehr dankbar, dass ich die Zeit dort verbringen durfte und so herzlich aufgenommen wurde.
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