Woche 9 – Die Trennung

Veröffentlicht von busjesus am

Um die Zeit bis zur potenziellen Öffnung der iranischen Grenze zu nutzen, haben wir uns zu Beginn der neunten Woche in ein kleines Skigebiet nahe der Stadt Van begeben. Das Skigebiet war wirklich winzig, von den zwei Lifts lief nur einer und dementsprechend war auch nur eine Piste befahrbar. Für Anfänger wie meinen Begleiter war das super, für etwas erfahrene Skifahrer kann das sicherlich langweilig werden. Die Sporteinrichtung war auch eher etwas für Einheimische. Alles war in Türkisch und wir wurden wohl eher als Exoten gesehen. Viele Angestellte fragten uns, woher wir kamen; ein Nepalese und ein Deutscher waren wohl nicht oft zu Besuch. Wir nutzten das Kaiserwetter und verbrachten zwei volle Tage in dem winzigen Gebiet. Zum Mittag gab es statt Kaiserschmarren und Almdudler, Köfte und Ayran klar.

Das Skigebiet in Abali

Samstag entschieden wir uns trotz keinem offiziellem Statement der iranischen Regierung den Überlandweg abzusagen. Wir diskutierten die Möglichkeit schon des öfteren, da es aufgrund des Zeitdrucks und der sich auch in Indien rapide ausbreitenden Omikron-Variante immer schwieriger wurde das Ziel, Nepal mit dem Auto vor März zu erreichen. Zudem kam es zu einem plötzlichen Todesfall im engeren Familienkreis meines Kompagnons. Daher buchte er den Flug von Van über Istanbul und Dubai nach Kathmandu. Am Dienstag würde er das Land verlassen. Wir entschieden, dass ich 2 Wochen später nachkommen werde, da ich das Auto in Armenien einlagern wollte.

Somit endet die Bus-Reise wahrscheinlich in Armenien. Für uns geht es jedoch per Luftweg nach Nepal.

Neben der dadurch gewonnen zeitlichen Flexibilität, der Minimierung von Ungewissheiten durch Covid sparen wir dadurch auch gut 3.000 USD. Das Verschiffen von Dubai nach Mumbai hätte ohne Hafengebühren rund 2.000 USD gekostet, hinzu würden noch Kosten für den benötigten Vermittlungsagenten in Indien kommen. Die Fähre vom Iran nach Dubai würde ca. 600 USD beaufschlagen.

In Armenien kann man ein privates ausländisches KFZ bis zu 12 Monate im Land lassen und durch die Overland-Community fand ich einen guten Platz in einer Halle gut eine Stunde von der Hauptstadt entfernt.

Soda-See Van

Die Entscheidung fiel nicht leicht das große Ziel so einfach abzusagen, nachdem wir verschiedene Visa bekommen- und alternative Lösungen gefunden haben. Wir sahen es allerdings für unglaublich unwahrscheinlich, dass der Iran die Grenzen öffnet, da sie wegen der Omikron-Variante geschlossen wurden und die Zahlen jener Variante seitdem stetig steigen. Falsch, wie sich herausstellte…

Am Montag hörten wir von ersten Reisenden, die über Armenien in den Iran eingereist sind. Am Dienstag und Mittwoch passierten das schweizer- als auch das deutsche Pärchen das wir in Istanbul kennenlernen durften, die Grenze bei Kapikoy, wo wir es 5 Tage vorher probiert haben. Es gab bis Dienstag immer noch keine offizielle Meldung. Es ist schade, dass wir den Entschluss gefasst haben aber die Grenzöffnung erschließt sich mir nicht und erscheint etwas wahllos.

Trotzdem bin ich mit der Entscheidung zufrieden, da mein Reisebegleiter so zu der besagten Beerdigung erscheinen kann und wir dann mehr Zeit in Nepal, wenn auch ohne T3, verbringen können. Unser gemeinsames Ziel, das Basecamp des Mount Everest zu besteigen, ist aufgrund des nun lockeren Zeitplans trotz Winter möglich. Durch lokale Kontakte zu Sherpa können wir diese 15-tägige Tour voraussichtlich Mitte Februar beginnen, sofern Covid uns nicht davon abhält.

Im Winter auf ca. 5.380 m zu steigen hat schon was.

Die An-Badestelle

Wir standen nachdem Aufenthalt im Skigebiet am östlichen Zipfel des Van-Sees auf einer verlassenen Halbinsel von dessen Spitze rund 200 m entfernt eine weitere Insel lag, auf der sich ein altes armenisches Kloster befand. Die Insel konnte nur mit einem Boot erreicht werden. Der Versuch, zur Insel zu schwimmen scheiterte, da es bei -1 Grad Außentemperatur einen Schnuff zu kalt war, trotzdem wollte ich mal im See anbaden gehen.

Wir bezogen zum Ende der Woche eine Wohnung in Van. Zudem besichtigten wir das Van house of cats, eine Zuchtstelle der besonderen weißen Van-Katzen, die jeweils eine blaue und eine grüne Pupille haben.

Wir suchten des folgenden auch die Post auf, um nicht mehr benötigte Dinge nach Deutschland zu schicken. Für die Einreise meines nepalesischen Freunds in seine Heimat musste auch ein Negativ-PCR-Test vorgewiesen werden, den wir ebenso organisierten.

Am Dienstag, den 11.01.2022 trennten wir uns nach 9 gemeinsamen Wochen und 8773 km gefahrener Strecke am Flughafen. Bis dahin hab ich noch nie in meinem Leben so viele Tage am Stück, abgesehen von meiner Familie, mit jemanden verbracht. Ich glaube, dass es wirklich kaum reibungsloser und konfliktfreier hätte laufen können.

Start – Trennung
Güle Güle.

Nun bin ich wieder unterwegs, um die georgische Grenze zu erreichen. Den Weg von dort nach Jerewan kenn ich ja nun schon. In den 2 Wochen bis zum Abflug nach Kathmandu werde ich nochmals versuchen, Skifahren zu gehen und Georgien etwas intensiver zu erkunden. In Tbilissi, der georgischen Hauptstadt, werde ich eine Werkstatt besuchen, die sich auf die Restaurierung von T3s spezialisiert hat. Wenn ich nach dem Nepal-Aufenthalt zurückkomme, will ich dem Bus eine neue Federung spendieren und es sollen ein paar Schweißarbeiten durchgeführt werden, je nachdem wie aufwendig und teuer das ist.

Wenn ich wieder nach Zentralasien komme, hoffe ich, dass ich den Iran bereisen kann und über die Stans zurück nach Europa fahren werde.

So endet die neunte Woche etwas traurig und euphorisch zugleich, positiv dem, was kommen mag.

Kategorien: Blog

1 Kommentar

Olivia · Januar 22, 2022 um 3:11 pm

Spannend, was ihr alles erlebt und wie ihr das meistert! 🙂 Traurig nur, dass ihr ohne den T3 weiterreisen musstet :-(. Was für ein Abenteuer! 😉 Habt weiterhin viel Spaß und ich bin schon auf weitere Berichte gespannt! Alles Gute für die Mount-Everest-Besteigung! Viele Grüße, Olivia

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