Annapurna-Circuit -12 Tage – 200 km

Veröffentlicht von busjesus am

Nach der Freiwilligenarbeit wollte ich noch etwas den Nordosten Nepals erkunden.

Die Region um Pokhara, der zweitgrößten Stadt Nepals, ist für ihre szenischen Wanderrouten bekannt. Ein beliebtes Ziel ist für Nepalesen als auch für Touristen der Annapurna Circuit. Die Route heißt so, da sie die vier Annapurna-Berge, worunter ein 8.000 er (Annapurna I – 8.091 m) zählt, umrundet.

Rast mit Annapurna II im Hintergrund

Wie der Name sagt, ist es quasi ein Rundweg, allerdings bewältigen die meisten Wanderer nur ca. 1/3 des Weges, da dieser Teil am intensivsten und schönsten ist.

Durch die Wanderung zum Everest Base Camp motiviert wollte ich auch diese Wanderung ohne Guide oder Porter bewältigen. Das Gepäck würde 11 kg nicht überschreiten und da im April die Saison bereits im vollen Gange ist, wird die Route frequentiert sein, wodurch es einfacher ist zu navigieren. Auf der Plattform Couchsurfing habe ich ein öffentliches Event einer Mexikanerin gefunden, die dasselbe zur selben Zeit vor hat. Daher haben wir uns in Kathmandu getroffen, um zu sehen, ob wir die 12-tägige Wanderung gemeinsam erleben können und ähnliche Ansprüche haben. Meine Zeit war durch das Ablaufen des Visa auch etwas begrenzt. Die geplante Wanderung sollte ca. 200 km lang sein und auf max. 5.416 m hochgehen.

Couchsurfing (CS) ist eine Plattform, wo man seine Couch oder eine andere Schlafstätte kostenlos anderen Reisenden zur Verfügung stellt. Ebenso kann man neben dem Anbieten und Anfragen von Schlafplätzen auch Events erstellen. Bspw. will man an Tag X in Stadt Y zur Attraktion Z gehen, dann können andere Interessierte diesem Event folgen und im Chatroom kommunizieren. Da es alles unentgeltlich abläuft, hat CS einen übergeordneten Sinn. Es geht um Austausch, Freunde machen und andere Kulturen tiefer und einfacher kennenlernen. Durch dieses Credo sind die meisten CS Benutzer die ich kennengelernt habe, offen, interessiert und von einem ähnlichen Mindset. Schwarze Schafe gibt es natürlich immer.

An dem Annapurna Circuit Couchsurfing Event haben 15 Leute teilgenommen, aber es hat sich niemand außer mir intensiv dafür interessiert, sodass wir dann zu dritt, die Mexikanerin, ihre Freundin und ich gemeinsam gestartet sind.

Das Team

Die beiden waren durch Wanderungen in Mexiko über 5000 m bereits erfahren, allerdings dauerten diese Wanderungen nie länger als 2 Tage. Dementsprechend besorgten wir in Kathmandu Medikamente, die Genehmigung und etwas Ausrüstung, um die mehrtägige Wanderung anzugehen.

Die Route der Wanderung ist eindeutig und relativ gut ausgeschildert. Die Unterkünfte für die Nacht organisierten wir uns spontan. Die Tagesetappen haben wir von einer Agentur übernommen, die diese Route als geführte Tour anbietet. Die 12 -tägige Wanderung kostet als geführter Trek ungefähr 850 Eur. 2 Mahlzeiten, Unterkunft und Guide sowie Busfahrt inklusive. Da wir alles selber organisiert haben, kommt man allerdings wesentlich günstiger.

https://www.intrepidtravel.com/il/nepal/annapurna-circuit-trek-126558

Freunde, die ich damals in Istanbul kennen gelernt habe, jene waren damals ebenso mit dem Auto unterwegs, machten dieselbe Tour und waren zufälligerweise einen Tag voraus. Dadurch konnten sie uns kontinuierlich Tipps und Empfehlungen geben.

Die Wanderung hab ich der Einfachheit halber in zwei Phasen eingeteilt:

Phase 1 Besisahr – Manang

Phase 2: Manang -Pokhara

Phase 1

Wir starteten mit dem Bus von Kathmandu und fuhren nach Besisahar, das auf 700 m lag. Die holperige Busfahrt dauerte 9 h.

Die erste Etappe startete in Besisahar und sollte in Ngadi enden. Der Bus war allerdings recht spät am Ausgangspunkt, daher haben wir das Ziel nicht erreicht. Nach ca. 9 km schlugen wir in der Dunkelheit in einer Unterkunft auf, die mir Freunde empfohlen haben.

Der weitere Weg nach Manang kann nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Auto bestritten werden. Bis in die 3.500 m hoch gelegene Stadt führt auch eine einfache Straße. Diese Straße kann allerdings nur im Frühling und Herbst befahren werden, da es in der Monsunzeit zu vielen Erdrutschen kommt und die komplette Straße stetig von den Erd- und Steinmassen befreit wird.

Die circa 135 km der ersten Phase führen von dichtem jungleartigem Gefilde in die kargeren Bergregionen. Bei der Wanderung durften wir unter 2.000 m viel Sonne und feuchtes, fast Tropenklima erfahren. Das war bei gefühlt 100 % Luftfeuchtigkeit und dem Gepäck eine interessante Erfahrung. Auf der gesamten Wanderung konnten wir uns allerdings in den Herbergen abends frisch machen und die getragene Kleidung waschen. Anders als bei der Wanderung zum Everest Base Camp waren die Temperaturen um 25 Grad sehr angenehm, da man weniger Kleidung tragen musste und natürlich dadurch auch weniger geschleppt hat. Das Duschen und permanent fließende Wasser waren ebenso luxuriös, nicht wie bei der Wanderung zum EBC, wo alles fast dauerhaft gefroren war, egal ob Wasserhahn oder Toilette.

Bei der Phase 1 auf dem Weg von ca. 700 Höhenmeter auf 3.500 Höhenmeter begegneten wir mehreren anderen westlichen Wanderern. Ebenso ein israelisches Pärchen, das sich unserer Gruppe anschloss, sodass wir ab dem dritten Tag zu fünft unterwegs waren.

Obwohl dieser Trek einer der beliebtesten in Nepal ist, war es überhaupt nicht überlaufen und meine Befürchtung, dass wir keine Schlafmöglichkeiten finden, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Die Auslastung lag wahrscheinlich bei der Hälfte zum Vor-COVID Niveau.

Die Tagesetappen waren recht angenehm. Wir starteten normalerweise nach dem Frühstück um 8 Uhr und erreichten die nächste Unterkunft gegen 16 Uhr. Die Wege der ersten Etappe verliefen stetig an der Straße nach Manang entlang, die teilweise gut befahren war. Der Transportweg war allerdings sehr einfach, einspurig und eigentlich nur mit Allrad befahrbar, da einige Passagen sehr steil und unbefestigt sind. Die einzelnen Etappen waren:

  • Besisahar -Ngadi 9 km
  • Jagat 23 km
  • Odar 26 km
  • Koto 24 km
  • Upper Pisang 20 km
  • Nagwal 12 km
  • Manang 14 km

Phase 2

In Manang, was auf ca 3.600 m liegt, verweilten wir insgesamt 3 Nächte, um uns zu akklimatisieren. In der Stadt gab es kleinere Geschäfte, um bspw. Kleidung oder Lebensmittel zu kaufen. Auf dieser Höhe wurden es nachts maximal 5 Grad warm. Einen Tag wanderten wir zu einem Eissee, der auf ca. 4.600 m lag. Das Motto go high sleep low befolgten wir, was der Anpassung des Körpers an den geringen Sauerstoffgehalt helfen soll. In der Tat hatte ich weniger starke Frühsymptome der Höhenkrankheit als bei der Wanderung zum Everest Base Camp.

Nahe Manang

In Manang traf ich auch die bereits erwähnten Freunde, die ich in der Türkei kennengelernt habe. Es war schön, nach 3 Monaten wieder mit jemanden Deutsch in Person zu reden, den man auch bereits kannte.

Einige andere bekannte Gesichter trafen wir ebenfalls in Manang was wiederum angenehm war sich über ähnliche Strapazen, Erfahrungen und Geschehnisse der Wanderung auszutauschen.

Die Preise für Unterkunft stiegen ebenso wie die Höhe logisch, da es wesentlich aufwendiger ist, die Nahrung und Getränke in die höheren Lagen zu bringen. Nach Manang war das auch nur noch per Esel oder Yak möglich, da es keine Straße mehr gab.

Trotzdessen sahen wir auf ca. 4000 m Höhe vier Radfahrer, die wie sich später herausstellte, den kompletten Annapurna Circuit mit dem Rad bewältigen. Diese Gruppe trafen wir dann ebenfalls auf der höchsten Stelle der Wanderung auf 5416 m. Das Bikepacking war bei der Route durchaus möglich, da nur ca. 2 % des Weges wirklich nicht befahrbar sind. Dort musste dann geschoben werden.

Die letzte Etappe der Wanderung begann um 4 Uhr morgens bei -2 Grad in Thorong Phedi und endete nach 15 km in Muktniath (im Bezirk Mustang) auf 4000 m Höhe. Die Nacht in Mustang war wahrhaft einzigartig. Wir übernachteten in einem Hotel einer Bekannten Kasachin, die ich bei der Wanderung zum Everest Base Camp kennengelernt habe. Das Hotel war sehr individuell und verspielt eingerichtet. Es war recht klein und durch die Mischung von kasachischen, nepalesischen und religiösen Relikten extrem authentisch und einladend eingerichtet.

Von hier an trennten sich unsere Wege. Am letzten Morgen gingen wir zu fünft zum Busbahnhof, wo das israelische Pärchen einen Bus nach Marpha nahm und wir 3 weiter nach Pokhara fuhren, um dort dann weiter nach Kathmandu zu reisen. Unsere Etappen der zweiten Phase waren:

  • Rest Day 4km
  • Ice Lake 21 km
  • Yak Kaharta 11 km
  • Thorong Phedi 8 km
  • Muktinath 15 km
  • Tatopani
  • Pokhara

Die Busfahrt verlief allerdings nicht so wie geplant. Nach 4 h Fahrt auf der einspurigen Straße, die sich im Tal entlang schlängelte, endete die Reise, da durch einen gewaltigen Erdrutsch der komplette Weg zerstört wurde. Nach 3 h Wartezeit wurde uns gesagt, wir sollen zurück in die nächste Stadt und dort warten, bis morgen alles wieder frei geräumt ist.

Wir entschlossen uns aber um nun 21 Uhr die Passage zu überqueren und zum nächsten Dorf nach dem Erdrutsch zu laufen, da wir es für sehr unwahrscheinlich hielten, dass am nächsten Tag der Weg wieder frei sein würde. Im Bus waren zwei weitere Deutsche, wie sie wirklich überall zu finden sind 😀

Sie schlossen sich unseren Plan an und zu fünft kletterten wir im Dunkeln über die Blockade und fragten im nächsten Dorf nach jemanden, der uns in die nächste Stadt Tatopani (ca. 1h Fahrt) bringen könnte. Nach einiger Verhandlung fand ich einen Allradjeep-Besitzer, der uns für umgerechnet 8 Eur p.P. in die Stadt fuhr. Dort nahmen wir das erstbeste Hotel und fuhren am nächsten Morgen nach Pokhara. Der Bus fuhr wie erwartet auch direkt von Tatopani und kam nicht von Muktinath, da der Weg weiterhin versperrt war.

Pokhara

Nach 5 h holpriger Busfahrt waren wir in der zweitgrößten Stadt Pokhara, wo wir eine Nacht verweilten, um am nächsten Morgen die 9 h Busfahrt auf uns zu nehmen, um nach Kathmandu zu kommen. Da die beiden Mexikanerinnen am darauffolgenden Tag das Land verließen, war das der letzte gemeinsame Abend der insgesamt 15-tägigen gemeinsamen Reise.

Es war sehr schön mit ihnen und die Harmonie war trotz der Anstrengungen stetig omnipräsent.

Die Wanderung war anstrengender, jedoch schöner, abenteuerlicher und beeindruckender als die zum EBC. Einen Tag nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, flog ich weiter nach Indien.

Nach insgesamt 3 Monaten in Nepal endete meine Zeit ebenso in diesem schönen Land. Den letzten Tag traf ich noch einige Bekannte und Freunde, die ich in der Zeit gewinnen konnte, um mich von Ihnen zu verabschieden. Es war insgesamt eine bemerkenswerte, wunderschöne Erfahrung. Ich denke, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in das höchste Land der Welt gereist bin, wenn auch nicht wie geplant mit dem eigenen Gefährt.

Hier wiedermal ein kurzes Video zu dem Beitrag.


2 Kommentare

Matthias · Juni 8, 2022 um 1:56 pm

Hallo Hermann,
etwas neidisch habe ich deine bisherige Tour aus der Ferne verfolgt. Ich hoffe du kannst deinen T3 wieder wohlbehalten im Empfang nehmen und kommst gesund in heimatlichen Gefilden an. Ich drücke dir weiterhin alle zur Verfügung stehenden Daumen!
Halte durch und viel Spaß bei deinem Trip,
Matthias

    busjesus · Juni 9, 2022 um 4:25 pm

    Hallo Matthias!
    Bin wieder in Georgien und baue am Auto 😀
    Die Beiträge hängen etwas nach. Danke für Dein Interesse 🙂

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