Woche 11 – Winterschlaf

Veröffentlicht von busjesus am

Georgien (Tbilissi) – Armenien (Jerevan)

In Tbilissi traf ich mich mit jemanden, den ich über eine deutsche T3-Gruppe kennengelernt habe. Der Mechaniker kauft alte T3s, restaurierte diese und verkaufte sie nach Deutschland. Ich fuhr zu seinem Laden bzw. seiner Werkstatt, die nicht nach einem Platz für ein solches Vorhaben aussah. Mithilfe von anderen Leuten, die ich über die georgische T3 Community kennengelernt habe, konnte ich mein Vorhaben erläutern, da mir jemand per Telefon übersetzen half.

Der äußerst nette Mechaniker meinte, sofern ich alle Teile besorge, ist mein Vorhaben kein Problem und auch preislich im Rahmen realisierbar…

Später stellte sich heraus, dass dieser Mechaniker kein angesehenes Mitglied der T3-Gemeinschaft in Tbilissi ist und auch als verpönt gilt, da seine Arbeit in der Vergangenheit nicht gut war.

Die Anmaßung bestätigte sich meiner Meinung, da ich verschiedene ehemalige Kunden fragte und auch die Arbeit in den öffentlichen Posts bei genauerer Betrachtung nach Pfusch aussahen.

Dementsprechend half mir James, ein anderer T3-Besitzer, und wir fuhren gemeinsam zu einem Karosseriebauer, der schon mit solchen Autos gearbeitet hat. Dort trafen wir andere Bus-Besitzer. Wir tauschten uns aus und sie begutachteten mein Auto. Mein Vorhaben sei kein Problem, sofern ich die benötigten Teile organisiere, war dieselbe Antwort des Meisters. Durch den Kontakt zu James wurde mir klar, dass es äußerst schwierig ist, an vernünftige Blechteile heranzukommen. Mal sehen, vielleicht finde ich da eine Lösung, bspw. durch den Kauf einer guten Rohkarosse vor Ort oder das Verschicken der Teile aus Europa nach Georgien.

Gegebenenfalls überlege ich, das Auto dann komplett in Georgien lackieren zu lassen, da es bei einem solch großen Eingriff sinnvoll wäre. Mal sehen, eventuell lass ich das alles auch sein und mach das dann selber in Deutschland…

Ich traf mich später erneut mit James, da ich sein Auto sehen wollte und er einen ähnlichen Ausbau plante, wie ich ihn bereits gemacht habe. Da er zufällig nach einem intakten Anlasser suchte und ich diesen als Back-up in Ankara gekauft habe, machten wir einen Tausch aus. Mein rechter Hauptscheinwerfer hatte seit dem Kauf des Autos einen Riss. James hatte diesen Scheinwerfer vorrätig und jener wurde gegen den Anlasser getauscht, wobei das fair schien, da der Wert der Komponenten fast identisch ist. Da James eine Ferienwohnung hat und die Arbeit am Bus seine Zeit dauern wird, lud er mich ein, in dieser gratis zu wohnen, wenn ich zurückkomme. Allgemein empfand ich die Begegnung mit allen T3-Liebhabern sehr herzlich und ehrlich, wahrscheinlich, weil die Gemeinschaft in Georgien nicht so groß ist und man gegenseitig von Tipps und Erfahrungen profitierte.

In der georgischen Hauptstadt besorgte ich noch einiges für Nepal und ging dort in der einzigen Kletterhalle klettern. Das war sehr abwechslungsreich und angenehm, die Routen und die Halle waren allerdings nicht so gut organisiert, wie ich es aus deutschen Sportstätten gewohnt war.

Abends traf ich mich noch mit einem Deutschen, den ich bei der ersten Grenzüberquerung nach Armenien (Woche 7) kennengelernt habe. Wir aßen das sehr leckere Khachapuri (mit Ei gefülltes Käsebrot). Jener half mir auch bei der Kommunikation, da er fließend georgisch spricht und in Tbilissi studiert. Er bot mir an, dass ich Komponenten, die ich benötige, in die Hauptstadt schicken kann und er sie abholt, da es in Georgien kein Postsystem wie in Deutschland gibt.

Am Sonntag reiste ich nach Armenien ein. Die Einreise und Verzollung des Autos verlief gewohnt einfach. Diesmal fuhr ich in zwei Etappen in die armenische Hauptstadt, wo ich eine Ferienwohnung bezog. Die Überquerung des Lesser Kaukasus Gebirges auf den Weg nach Jerewan erfolgte ohne Probleme. Auf der Hälfte der Strecke vor dem Einbruch der Nacht verweilte ich auf einem Rastplatz im Gebirge.

auf der Hochebene

In Jerewan reinigte und leerte ich das Auto. Da ich von nun an lediglich mit dem Rucksack reisen werde, packte ich das Nötigste für das höchste Land der Erde zusammen. Zudem organisierte ich neben nötigen Dokumenten einen PCR-Test für die Einreise.

Die restliche Zeit verbrachte ich in der Hauptstadt, indem ich Museen besuchte, erneut eine äußerst schöne Free-Walking-Tour machte und das Denkmal des türkischen Genozids am armenischen Volk ansah.

Das Genozid Denkmal
Art
Puschkin Straße
Republic Square
Art.

Der Genozid, der im Ersten Weltkrieg circa 1.8 Mio. Armeniern das Leben kostete wird weiterhin von der türkischen Regierung bestritten und nicht anerkannt. Viele europäische Länder kennen diesen Genozid an. Aufgrund dieser Diskrepanz gibt es unter anderem zwischen Armenien und der Türkei keinen Grenzübergang zwischen den aneinandergrenzenden Ländern.

Am Ende der elften Woche brachte ich das Auto zu einem Campingplatz, das durch ein holländisches Pärchen geführt wird. Dort habe ich das Auto für den notgedrungenen Winterschlaf eingemottet. Aus den geplanten 10.000 km wurden 9.937 km, fast wurde dieses Ziel erreicht, leider jedoch nicht das Geografische.

So endet diese Woche mit der Fahrt in einem klapprigen Mercedes, der mich in die Hauptstadt brachte. Während der Fahrt schweiften meine nach Kathmandu ab. Mit Vorfreude auf eine komplett andere Welt und positive Temperaturen verbrachte ich die letzte nach in der Unterkunft in Jerewan.

Kategorien: Blog

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